Kulturschätze, Traditionen & gastronomische Highlights
Auf UNESCO-Entdeckungstour im Böhmischen und Mährischen Tschechien
Von Sabine Krösser

Denkt man im Winter an Tschechien, fallen einem unter anderem die berühmten Kaffeehäuser und Kneipen in Prag mit deftigen Knödelgerichten, tollen Bieren und leckeren Strudeln ein. Doch Tschechien ist nicht nur Prag, sondern verfügt über wunderschöne Kulturlandschaften – wie zum Beispiel rund um den Grünen Berg, der die Wallfahrtskirche des Heiligen Johannes von Nepomuk beherbergt, die seit 1994 auf der UNESCO-Welterbeliste Einzug gehalten hat. Dieses Beispiel aus der barocken Gotik geht auf den Anfang des 18. Jahrhunderts zurück und ist eines der gelungensten Zeugnisse des Architekten Johann Blasius Santini-Aichl. Die berühmte Kirche – an deren Fuß ein romantischer See mit Binsen und bunten Blättern den Blick auf das alte Schloss von Žďár nad Sázavou frei gibt, wurde auf dem Grundriss eines fünfzackigen Sternes errichtet und ist von einem Friedhof umgeben. Die weitläufige Schlossanlage auf der Böhmisch-Mährischen Höhe beherbergt übrigens mit dem „New Generation Museum“ eines der modernsten Museen Tschechiens. In der multimedialen Ausstellung voller Licht- und Schattenspiele kann man die Zeit leicht vergessen und muss aufpassen – berieselt durch Musik und animierte Geschichten – nicht selbst ein Teil der 800-jährigen Geschichte des Schlosses und der idyllischen Region zu werden.
Mozart & Radetzky – sie alle waren in Brünn Rund 400.000 Einwohner zählt die mährische Landeshauptstadt – davon alleine 80.000 Studierende, die der zweitgrößten Stadt der Tschechischen Republik ein junges Flair verleihen. Brünn ist das kulturelle und administrative Zentrum von Südmähren. Der Oberste Gerichtshof der Tschechischen Republik befindet sich hier ebenso wie viele andere wichtige Behörden und Universitäten. Eine über zwei Meter hohe, bronzene Statue als Kinderkörper mit dem Erwachsenengesicht von Wolfgang Amadeus Mozart ziert seit 2008 den berühmten Brünner Krautmarkt. Sie soll an das legendäre Konzert des damals 11-jährigen Wunderkindes und seiner älteren Schwester an Weihnachten im Jahre 1767 im Reduta Theater erinnern. Auch der berühmte Johann Joseph Wenzel Anton Franz Karl Graf Radetzky von Radetz – böhmischer Adeliger und wohl bedeutendster Heerführer Österreichs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – verbrachte seine Kindheit und Jugend an der traditionsreichen Ritterakademie in Brünn. Gesehen haben sollte man auch die legendäre Festung Spielberg aus dem 13. Jahrhundert wegen ihrer wechselseitigen Geschichte. Einen Besuch ist natürlich auch der Dom St. Peter und Paul wert – am besten um 11 Uhr morgens; denn in Brünn wird dann schon zu Mittag geläutet, was viele Gäste aus aller Welt oftmals verwundert. Der Grund für das frühe Läuten stammt aus der Zeit der Belagerung der Stadt Brno durch die Schweden im Jahre 1645. Bis zum 15. August um die Mittagsstunde wollte der schwedische Kommandant Torstenson die wehrhafte Stadt erobert haben, doch durch die List von Stadtkommandant General Souches, der den städtischen Glöckner veranlasste, schon um 11 Uhr zu Mittag zu schlagen, stellten die Schweden die vier monatige Belagerung ein und packten ihre sieben Sachen. Zum Dank an die Rettung Brünns wird im Dom auch heute noch um 11 Uhr der Mittag eingeläutet. Etwas morbider geht’s im Beinhaus unter der Kirche St. Jakob zu. Gleich nach dem Pariser ist es das zweitgrößte Beinhaus Europas mit geschätzten über 50.000 Toten. Für rund 3 Euro hat man hier das ganze Jahr „Halloween-Feeling“ von Dienstag bis Sonntag – jeweils von 9:30 Uhr bis 18:00 Uhr. Und wem das aufs Gemüt schlägt, der kann sich in einer der zahlreichen Brauereien dem Brünner Biergenuss, z. B. bei Starobrno hingeben oder ein leckeres Herbstmenü im Grand Hotel Brno genießen.
Auch der Kaiser hielt bereits Hof im Renaissance-Schloss von Litomyšl Dieses Schloss bietet wundervolle Sgrafittodekorationen, beeindruckende Giebel, elegante Arkaden, romantische Gärten und mysteriöse Kellergewölbe. Der repräsentative Sitz der Adelsfamilie Pernštejn ist eines der schönsten Renaissancedenkmäler in Böhmen, weswegen es bereits seit 1999 zum UNESCO-Welterbe gehört. Das Schloss hat übrigens noch ein Geheimnis – ein original erhaltenes Barocktheater inklusive Bühnenbild und Kostümen aus dieser Zeit. Wer schon mal im Schwedischen Schloss Gripsholm war, wird dieses Theater lieben. Auch Kaiser Franz Joseph I., Sisis Gatte, genoss den Aufenthalt im Arkadenschloss italienischen Typs als er dort auf Einladung seiner Schwägerin Helene in Bayern einige Tage am Rande eines Militärmanövers verbringen durfte. Das idyllische Städtchen ist zudem der Geburtsort des berühmten Komponisten Bedřich Smetana.
Marionetten zum Verlieben Ein außergewöhnlicher Ort ist auch Chrudim, der ein Puppen- und Marionettenmuseum beherbergt, das 2022 seinen 50. Geburtstag feierte und noch jede Menge Schätze hinter seinen Mauern verbirgt; denn noch warten 11.000 Puppen und Marionetten aus 80 Ländern der ganzen Welt auf ihre wissenschaftliche Entdeckung während Besucher sich an der Dauerausstellung mit 300 und an der Jubiläumsausstellung mit 250 Exponaten erfreuen dürfen. Bitte jede Menge Zeit mitbringen; denn im außergewöhnlichen Museum gibt’s eigens ein Spielzimmer, in dem man sich selbst im Puppentheaterspiel versuchen darf….
Infokasten:
Insidertipps: Anreise: nach Brünn am besten über Flughafen Wien oder Prag; danach per Bahn – günstig & Möglichkeit zum Mieten von E-Bikes an den Bahnhöfen; Hotels in Brünn: Grand Hotel Brno oder Royal Ricc. Siehe: www.gotobrno.cz. Gastrotipp in Třebíč: Adam’s bar & bistro wegen Kulajda -Dillsuppe & Hirschtatar. Hotel in Litomyšl: Hotel Aplaus – Abendessen mit Paté von der Kaninchenleber & fangfrische Forellen. Pierre Hotel in Pardubice: hier besonders das à la carte-Frühstück. Im Kaffeehaus Cafe Interier & Tradice 1894 in Kolín: tolle Torten & leckere Wraps sowie der beste Möhrenkuchen ever! Aufgrund der Vielzahl der touristischen Highlights ist ein Leihwagen empfehlenswert….
Wir danken der Tschechischen Tourismuszentrale Österreich und Deutschland für die Einladung zur Pressereise „Traditionen und Gastronomie“. Weitere Infos via: www.visitczechrepublic.com
