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»Altes Volksgut« – Was ist davon aufhebenswert?

Der Weg von der Idee zu dem Buch »Schätze aus vergangener Zeit«

Das Buch der Ottstedter Kinderbuchautorin Kirsten Seyfarth wurde nach seiner Präsentation in Weimar auch auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt. Erika Burzel, die Gründerin der Weimarer Schule der Phantasie, erinnert sich an die Entstehung dieser Publikation, die von der Autorin und der Verein gemeinsam herausgegeben wurde.

In der literarischen Landschaft gibt es viele Sammlungen. Doch wer hat sich je die Mühe gemacht, nachzuforschen, was in früheren Lesebüchern aufgehoben wurde, damit Kinder sich beim Lesenlernen auch das alte Kulturgut aneignen konnten? Die Kinderbuchautorin Kirsten Seyfarth war neugierig genug, um dieses zu erkunden. Sie stöberte, forschte, sammelte auf und fing Feuer. So viel Schönes, Heiteres, Belehrendes, Nachdenkenswertes und was war da alles aufgehoben, von Dichtern und Schriftstellen aus der Vergangenheit, bei deren Namen uns die Ohren klingen.
Wir lernten sie als Geschichtenerfinder und als sensible Erzählerin kennen, die Kinder in den Bann ziehen konnte. Ihre Geschichten, Gedichte, Rätsel, ob selbst erdacht oder aufgesammelt und in neue interessante Zusammenhänge geordnet, weckten Interesse bei Kindern und Erwachsenen. Sie las ABC-Geschichten, Kräutermärchen, Geschichten von Steinen, Sternen, Wind und Wasser.
Eines Tages legte uns Kirsten Seyfarth ihr Manuskript für ihr neues Buchprojekt vor. Sie erläuterte uns ihre Idee und erzählte uns begeistert von ihren Recherchen. Akribische Sucharbeit in Museen, Archiven und privaten Sammlungen führten sie zu alten Thüringer Lesebüchern.
Was sie dort fand, waren in ihren Augen Schätze: Reime, Gedichte, Rätsel und Geschichten – manche auch heute noch gegenwartsnah – anders von der Sprache und vom Erleben der Kinder in heutiger Zeit doch verwunderlich. Frühere Lehrbuchgestalter hatten mit dem Blick auf die Lebenswelt der Kinder mit der Grundlegung damaliger Sitten, Gebräuche und Moralvorstellungen die Auswahl für diese Schulbücher getroffen, anhand derer die Thüringer Kinder das Lesen lernten.

Ihre Fragen an uns:
Könnten sich Kinder und ihre Familien noch hierfür interessieren?
Wer könnte eine solche Sammlung illustrieren?
Wäre es denkbar, dass die Kinder selbst das geplante Buchprojekt begleiten,
Wege der Entdeckung beschreiten, Einblicke in vergangene Lebenswelten von Kindern nehmen und dabei ihre Eindrücke bildnerisch gestalten?

Die Begeisterung der Autorin steckte uns an. Wir ließen uns darauf ein, die Kinder mit unseren Überlegungen vertraut zu machen. Dafür ließen wir uns Zeit – Zeit zum Erzählen, Erleben und Gestalten.Die Ferienwerkstatt erschien uns als der geeignete Rahmen, um Kinder mit der vorliegenden Sammlung bekannt zu machen.
Wir wollten die Kinder gewinnen. Zunächst als Zuhörer und Gesprächspartner, dann jedoch als Gestalter. Es galt Bildvorstellungen zu entwickeln und mit Stift, Pinsel, Farbe zu Werke zu gehen, um das Gehörte und Gelesene auf Papier zu bringen. Zunächst existierten ja nur Wünsche und Ideen zur Bereicherung der Texte. Die Kinder wurden eingeladen, diese zu illustrieren.

Die Bereitschaft, sich auf die Aufgabe einzulassen als Illustratoren an der Gestaltung des geplanten Buches mitzuwirken ist geweckt. Und nun geht es gleich voller Tatendrang los.
Kirsten liest aus ihrer Sammlung. Die Kinder hören aufmerksam zu und malen zum »Morgenliedchen«, zu Gedichten und Geschichten von allerlei Tieren, sie erfinden Bilder von der kleinen Hexe, der verkehrten Welt. Gestaltungsmittel werden ausprobiert. Faserstifte, Wachsmalkreiden, Aquarellfarben, Feinliner, Pinsel und Tusche. Alles ist erlaubt. Für alles ist Zeit in einer Ferienwerkstatt. Natürlich auch, für ein gemütliches Frühstück, für Rollenspiele, für immer neue Ideen – und für viele Fragen. Ungewohnte nicht mehr zeitgemäße sprachliche Ausdrücke werden hinterfragt und erklärt und spontane Ideen aufgegriffen. Das Märchen »Sterntaler« regt an, ein anderes Märchen zu erfinden: »Die Sternenprinzessin«.
Wir probieren dörfliche Festtrachten aus der wertvollen privaten Sammlung, die Kirsten Seyfarth für uns mitgebracht hat.
Doch das Erzählen über die Lebenswelt von früher lässt Aufmerksamkeit entstehen. Kirsten Seyfarth kann fesselnd erzählen. Die Kinder hören ihr gern zu. Sie lässt vier Jahreszeiten in unserer Phantasie gegenwärtig werden und erzählt von natürlichen und unnatürlichen Begebenheiten. Doch was ist ein Wams? Was ist ein Dutzend? Was ist ein Müllerjöppchen? Einige Wörter sind den Kindern nicht bekannt. Sie sind in unserer Alltagssprache nicht mehr vorhanden. Der Gedankenaustauch über Begriffsinhalte bereichert die Kinder. Die Erzählungen regen immer aufs neue die Mallust an.
In unvertraute Wörterwelten eintauchen, frühere Kinderwelten erschließen, phantasievolle Bilderwelten erfinden – das kann sehr spannend sein.
Eine weitere Ferienwerkstatt gibt einen großzügigen Freiraum zum Verwirklichen unterschiedlicher und zahlreicher Wünsche und Ideen: Wir fahren weg. Wir wollen etwas Neues erleben und Entdeckungen machen. Wir wollen auf der Wiese sitzen, erzählen, Geschichten hören, träumen und malen. Wir wollen auch schlemmen, toben, suchen und Schätze finden.
Alle Wünsche sollten in unserer dritten Ferienwerkstatt in Erfüllung gehen. Den Rahmen für alles fanden wir mit zwei Grundideen. Wir betten die Lesungen aus Kirstens Manuskript in zwei Exkursionen ein. Die Kinder wurden in soziale Beziehungen aufgenommen, die sie so nicht oft erleben. Der Reichtum der Kinder in früheren Zeiten war ein anderer als der heutige.
Die Begegnung mit der Journalistin und Buchautorin Kirsten Seyfarth hat bei den Kindern unserer Ferienprojekte nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Durch bildnerisches Gestalten in verschiedenen Techniken, im darstellenden Spiel, bei Erkundungsgängen im Dorfmuseum Ottstedt und im Weimarer Schlossmuseum und nicht zuletzt durch viele Gespräche in der Gruppe erweiterten sich die Kenntnisse aller Beteiligten über das Leben unserer Thüringer Vorfahren.
Wir haben festgestellt, dass Kinder durchaus empfänglich sind für den Rhythmus und die Bildhaftigkeit der Sprache in Gedichten und Reimen. Es kam vor, dass Kinder darum baten »Lies das noch mal!«. Eigene Reimfreude – also das Spiel mit der Sprache – wurde angeregt.
Die in der Sammlung enthaltenen Texte der Autorin bedürfen nach unserer Erfahrung einer gemeinsamen Situation von Kindern und Erwachsenen, die zum Fragen genügend Zeit lässt. Wir bemerkten, dass die Kinder durchaus Interesse zeigten, wenn von vergangenen Zeiten erzählt wurde. Vergnügte Zustimmung jedoch lösten die Rätsel und Geschichten aus, die die heutige Lebenswirklichkeit berührten.

Erika Burzel

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Kirsten Seyfarth

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